Das in ganz Europa, Nordamerika und Asien verbreitete Duftende Mariengras (Hierochloe odorata) gehört zur Familie der Süßgräser. In Nordamerika als Sweet Grass oder Vanilla Grass bekannt, entwickelt diese Grasart tatsächlich einen süßlichen, an Waldmeister und Vanille erinnernden Geruch. Der Duft ist hauptsächlich auf den Inhaltsstoff Cumarin zurückzuführen, der beim Trocknen der Pflanze durch enzyma- tische Prozesse aus geruchlosen Vorstufen entsteht. Dasselbe Phänomen lässt sich auch beim Waldmeister beobachten, der ebenfalls vor der Verwendung angetrocknet werden muss.

Auszüge aus dem Gras werden in der Lebensmittelindustrie für die Aromatisierung von Süßspeisen und Likören genutzt, in Parfums und in Tabakmischungen. In Norddeutschland wurde das Gras traditionsgemäß an Marien-Festtagen vor die Kirchentüren gestreut.

Zum Räuchern werden die Grashalme zu einem Räucherzopf geflochten und getrocknet, den man entweder direkt anzünden oder in kleinen Stückchen auf Räucherkohle legen kann. Für die Indianer Nordamerikas hat sweet grass einen wichtigen Platz bei rituellen Friedens- und Heil- räucherungen, auch in Form von Mischungen mit Tabak oder Kinnick Kinnick, die dann in Pfeifen geraucht werden.
Der aufsteigende Duft ist süßlich warm und verbindet sich gut mit eher herben Räucherstoffen wie Wacholderbeeren und Zedernholz.