Das echte Sandelholz oder Weiße Sandelholz stammt vom Sandel- holzbaum Santalum album, einem bis 10 m hohem Baum, der in Indien beheimatet ist. Sandelholzbäume sind wie Misteln so genannte Halb- schmarotzer, d.h., sie betreiben zwar Photosynthese zur Gewinnung von Energie, entziehen aber anderen Bäumen über Saugwurzeln Nährsalze. Das für den charakteristischen Geruch des Holzes verantwortliche äthe- rische Öl bildet sich erst in älteren Bäumen (> 25 Jahre). Um Raubbau an den begehrten Sandelholzbäumen zu unterbinden, befindet sich der gesamte Bestand im Besitz der indischen Regierung, pro Jahr werden nur etwa 1.000 Tonnen Holz geschlagen. Da die Produktion bei weitem nicht an den Bedarf an Sandelholz heran- reicht, kommt häufig verfälschtes Sandelholzöl auf den Markt. Selbst das unter dem definierten Qualitätsstandard hergestellte Mysore-Sandelholzöl entspricht nicht immer den Anforderungen.
Es gibt noch eine Reihe anderer Bäume, die als Sandelholz bezeichnet werden - zum Teil gehören sie zur selben Pflanzengattung (Santalum), wie zum Beispiel Fidji-Sandelholz (S. yasi) und Hawaiianisches Sandelholz (S. freycinetianum). Rotes Sandelholz (Santalum rubrum) wird allerdings von einem Baum(Pterocarpus santalinus) aus der Familie der Schmetterlingsblütler gewonnen, dessen Duft mit dem echten Sandelholz kaum etwas gemein- sam hat - es ist fast geruchlos. Das Holz wird aufgrund des enthaltenen roten Farbstoffs Santalin häufig zum Färben von Speisen und Getränken, und zur Schönung von Räuchermischungen verwendet. Westindisches Sandelholz (Amyris balsamifera) ist ebenfalls nicht mit den Sandelholzgewächsen verwandt, es gehört zu den Rautengewächsen. Heimisch ist die Pflanze auf Jamaika, Haiti und in Venezuela, wo sie wegen ihres extrem hohen Ölgehaltes zur Herstellung von Fackeln herangezogen wird (“Kerzenholz”). Im Gegensatz zum Sandelholzbaum wird das ätherische Öl des Amyrisbaumes aus dem austretenden Harz gewonnen, das durch seinen warmen Duft tatsächlich an echtes Sandelholz erinnert.
Sandelholz gilt als Sinnbild der Lebenskraft, da sein Kernholz sehr witterungsbeständig ist und nicht von Insekten und Pilzen angegriffen wird. Das Holz wird daher auch für Tempelbauten und Skulpturen verwendet. In Indien heißt es, Sandelholzduft würde bösen Geistern den Zutritt verwehren. Sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus wird Sandelholz bei religiösen Zeremonien und bei Meditationen verräuchert. Wie andere Räucherstoffe auch wird Sandelholz beziehungsweise das daraus gewonnene ätherische Öl auch medizinisch genutzt - gegen Kopfschmerzen, bei Entzündungen der Haut und bei fiebrigen Erkältungen. Wegen seiner hautpflegenden Eigenschaften findet man Sandelholzöl auch in vielen Kosmetika, hauptsächlich in Produkten für den Mann wie Rasierwasser und Parfüms.
Der typische Sandelholzgeruch ist samtig und balsamisch. Der Duft wirkt entspannend und beruhigend, ist aber durch die exotische Note auch erotischer Natur. Nicht von ungefähr, denn das ätherische Öl des Sandel- holzes enthält Verbindungen, die dem männlichen Pheromon Androstenol chemisch ähneln.
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