Fichten liefern gleich zwei Arten von Räucherharz - das Rohharz und das aufgearbeitete Burgunderharz, wobei in der Regel nur letzteres im Handel zu bekommen ist. Harze von Nadelbäumen oder Produkte daraus wurden früher auch als Pech bezeichnet, sie hatten große Bedeutung als Abdichtungsmaterial für Fässer und im Schiffsbau. Pech verbrauchten auch die Fuhrleute zum Schmieren der hölzernen Wagenachsen, wozu unter jedem Wagen ein kleiner Kübel mit Harz hing. Zusätzlich zum eigentlichen Fuhrlohn wurde hierbei immer noch das “Schmiergeld” entrichtet, dessen anrüchige Bedeutung erst später entstanden ist. Die ebenfalls negative Wortdeutung von “Pech” im heutigen Sprachgebrauch ist möglicherweise mit den unangenehmen Begleiterscheinungen beim Umgang mit dem klebrigen Material zurückzuführen - verschmutzte Kleidung und verbrannte Hände vom Hantieren mit erhitztem Pech.
Als Räucherwerk findet Fichte oft Erwähnung in Zusammenhang mit der Verfälschung anderer Räucherharze wie beispielsweise Weihrauch, die natürlich teurer waren als das gemeine Fichtenharz. Das Harz wurde aber ganz sicher auch bewusst verräuchert, da es neben dem angenehmen Geruch auch pharmakologische Wirkungen hat - das im Harz enthaltene ätherische Öl ist antimikrobiell und schleimlösend. Das Rohharz kann man leicht selbst sammeln, es tropft von den Zapfen der Fichte oder tritt aus verletzten Stämmen aus - daher sind Wald- gebiete empfehlenswert, in denen Holz geschlagen wurde (Abholzung führt häufig zu Wunden an umstehenden Bäumen). Gesammelt werden sollte allerdings nur solches Harz, das eine mindestens zweijährige Trocknungszeit hinter sich hat - zu erkennen daran, dass es eben nicht mehr gut zu erkennen ist! Es nimmt eine braun-rosa Färbung an und klebt nicht mehr. Frisches Harz qualmt furchtbar!
Das auch als Wilder Weihrauch bezeichnete Rohharz entwickelt einen kräftigen, waldigen Duft, der sofort an Waldspaziergänge und Weihnachtsbäume erinnert. Burgunderharz riecht ähnlich, aber etwas süßlicher. Fichtenharz lässt sich hervorragend mit anderen einheimischen Räucherstoffen wie Wacholder, Kiefer oder Kräutern mischen.
Fichte zählt im germanischen Brauchtum neben Kiefer, Tanne, Eibe und anderen Bäumen zu den Neunerlei Hölzern, die in Zeiten von Seuchen und Not entzündet wurden.
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